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Der Webinar-Boom

© Tumisu from Pixabay

Studienabschluss, Mental-Coaching durch einen Tennisspieler, Tipps für kindersicheres Internet und die Vielfalt des australischen Weinlands: Das alles wird aktuell als Webinar angeboten. Webinare sind nicht neu – aber seit der Corona-Pandemie boomen sie regelrecht.

Viele UnternehmerInnen und Angestellte haben es bereits kurz nach Ausbruch der COVID-Krise zu spüren bekommen. Treffen mit KundInnen und KollegInnen waren untersagt, Kommunizieren musste man dennoch. Statt Präsenzmeetings gab es Online-Meetings. Manch einer störte sich daran, andere lernten die Zeitersparnis und die Flexibilität schnell schätzen und wollen seither nicht mehr darauf verzichten.

Diese Entwicklung stoppte nicht bei kleineren Meetings. Ganze Seminare und Vorträge sind seither von Seminarhotels und Bildungseinrichtungen auf Zoom und Microsoft Teams umgezogen. In der unmittelbaren Not haben viele Tugenden entdeckt.

Gesetzeskonform und günstig

Aufgrund der COVID-Verordnungen waren Seminare und Vorträge über einen Zeitraum von mehreren Monaten in physischer Form schlicht nicht möglich. Nun gab es diese Möglichkeiten: bereits geplante Seminare und Vorträge absagen und auch keine neuen mehr planen, oder man findet eine Möglichkeit die Veranstaltungen im gesetzlichen Rahmen abzuhalten. Viele UnternehmerInnen haben im März, April und Mai zum ersten Mal ein Webinar organisiert und neben der Gesetzeskonformität auch andere Vorteile kennengelernt.

Ein weiterer Vorteil eines Webinars ist einer, der durch die COVID-Krise sogar noch verstärkt wirkt: Die Kostenersparnis. Viele UnternehmerInnen haben im Zuge der Corona-Pandemie starke finanzielle Einbußen erlitten. Viele werden noch Einbußen erleiden. Die Möglichkeit eine Dienstleistung kostengünstig anzubieten kam gelegen. Die VeranstalterInnen von Webinaren sparen sich Kosten für Miete und Kost und die TeilnehmerInnen ersparen sich vor allem Zeit.

Gut koordiniert bietet ein Webinar zahlreiche weitere Vorteile, wie eine leicht koordinierbare Möglichkeit Fragen und Kommentare auszutauschen, digitales Zusatzmaterial freizugeben oder auch Material nachzusenden. Zudem kann ein Webinar mit einem Mausklick aufgezeichnet und den TeilnehmerInnen zur Verfügung gestellt werden.

Webinare ermöglichen und erzeugen Distanz

Da die Hürde zum Erstellen eines Webinars sehr niedrig ist, gibt es zahlreiche Angebote. Die Frage lautet: Welches Webinar ist wertvoll? Hier führt kein Weg vorbei am Einholen von Vorab-Informationen. Wie bei einem Seminar oder Vortrag sollte der Veranstalter, die Veranstalter unter die Lupe genommen werden.

Der wohl größte Nachteil eines Webinars gegenüber einem Seminar oder Vortrag ist die Erschwernis, die Stimmung der Leute einzufangen. Bei einem Vortrag vor anwesenden Menschen kann man leichter abschätzen, wie das Gesagte wirkt, ob es Erläuterungen braucht oder ob es schlicht Zeit für eine Pause wird. Das alles ist bei einem Webinar weniger gut möglich. Die SprecherInnen beziehen sich meist mehr auf sich selbst, als sie es vor real anwesenden Leuten tun würden. Daher fällt auch bei Diskussionen auf, dass die Redebeiträge mehrerer TeilnehmerInnen in sich geschlossen sind und nur wenig Bezug, auf die anderen Beiträge genommen wird. Auch mit Moderation ist das Problem nicht immer zu lösen, da online nur schwer kurz nachgehakt oder gar unterbrochen werden kann.

Auch die passiven TeilnehmerInnen eines Webinars, die ZuseherInnen, verhalten sich in einem Webinar anders, als bei einem Vortrag, bei dem Sie anwesend sind. Daheim vor dem Laptop gibt es mehr Ablenkungen: 20 Sekunden für ein Glas Wasser, kurz mal die Mails checken, einen Anruf entgegennehmen. Diese kleinen Dinge reduzieren die Aufmerksamkeit drastisch.

Webinar kann gelernt werden

Die gute Nachricht: Viele Nachteile, die das Webinar mitbringt, sind auf mangelnde Erfahrung damit zurückzuführen. Wenn es gelingt, einem Webinar einen verbindlicheren Charakter zuzuschreiben – ident mit dem eines Vortrags oder Seminars, werden sich die Menschen auch entsprechend verhalten. Wenn Die SprecherInnen eines Webinars Ihren Part vorab gut aufbereiten, ist auch das Risiko geringer, die ZuhörerInnen an E-Mail-Posteingänge oder andere Ablenkungen zu verlieren. Die Professionalisierung wird rasch voranschreiten und dann wird das Webinar auch nach der Corona-Pandemie seinen Platz haben.

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