Site icon unternehmerweb

Corona-Hilfspakete für EPU und KMU – ein Ländervergleich

© Gerd Altmann from Pixabay

Beispiellose Einschränkungen aufgrund der Corona-Krise gibt es in vielen Bereichen. Einer benötigt besonders viel Geld, um wieder aufgepäppelt werden zu können: Die Wirtschaft. So hart die Krise die Wirtschaft in fast sämtlichen Branchen trifft, so ambitioniert sind auch vielerorts die präsentierten Maßnahmen, um eine Katastrophe zu verhindern. Ein Vergleich.

Österreich

Eines der ersten Länder, das Hilfspakete für die Wirtschaft angekündigt hatte, war Österreich. Mit 38 Milliarden Euro stellt Österreich rund 10 Prozent des heimischen BIP bereit. Oberste Priorität ist die Erhaltung von möglichst vielen Arbeitsplätzen mittels Corona-Kurzarbeit. Die Hilfen für EPU und Kleinunternehmer wurden aber nicht nur gelobt, sondern auch kritisiert. 1.000 Euro als erste Hilfstranche, bei der es zudem noch zahlreiche Ausschlussgründe gab, waren nicht genug. Auch die zweite Hilfstranche können nicht alle Unternehmer in Anspruch nehmen, die im Zuge der Corona-Krise existenzbedrohliche Umsatzeinbußen erleiden.

Deutschland

Deutschland hat mit über 2 Billionen Euro ein gigantisches Hilfspaket geschnürt, das 60 Prozent des BIP beträgt. Das deutsche Paket setzt sich zusammen aus rund 240 Milliarden Euro Soforthilfe, 500 Milliarden Euro für Stundungen von Steuern und Abgaben sowie rund 1.320 Milliarden Euro sonstige Hilfen, die zum größten Teil Kreditgarantien sind. Ein Grund für die hohen Zahlen ist die Miteinberechnung der Bundesländer, die im Kampf gegen Corona eine bedeutende Rolle einnehmen – sowohl was die Hilfsgelder als auch die sonstigen Maßnahmen betrifft.

50 Milliarden Euro stellt Deutschland für EPU und Kleinunternehmen zur Verfügung. Einzelkämpfer und Unternehmer 5 oder weniger Angestellten können bis zu 9.000 Euro, Unternehmer mit 10 oder weniger Angestellten bis zu 15.000 Euro bekommen.

USA

Mehr als 2 Billionen Euro stellt neben Deutschland nur die USA bereit – und zwar 12 Prozent des BIP. Die großen Brocken sind Kreditprogramme für Großunternehmen sowie für KMU. Rund 350 Milliarden Euro stehen für KMU zur Verfügung.Das Geld ist vor allem gedacht für Gehälter, Krankenversicherungen und Fixkosten. Bei ordnungsgemäßer Verwendung müssen KMU die Kredite später nicht zurückzahlen.

Was Österreich von anderen Ländern lernen kann

Österreich, Deutschland und die USA setzen stark auf Kreditgarantien und Stundungen, um die kurzfristige Liquidität der Unternehmen zu erhalten. Gesamtgesellschaftlich betrachtet ist das auch das Wichtigste, da mit dem Verlust der Liquidität zahlreiche weitere Dominosteine umfallen würden.

Österreich hat jedoch – wie viele andere Länder auch – Aufholbedarf beim Abfedern von Härtefällen. Ansonsten schlittern viele Menschen – zwar nicht abrupt, aber im Laufe der nächsten Monate – in ernste Notlagen.

Starkes Auffangnetz für EPU in Finnland, Dänemark und Belgien

Finnland unterstützt gezielt Selbstständige mit niedrigen Einkommen. Und zwar bekommen diese bei einem Einkommen von unter 1.100 Euro eine Lohnsubvention. Dänemark kompensiert Selbstständigen und freien Dienstnehmern 75 Prozent ihres Einkommens und maximal 3.000 Euro im Monat. Besonders hervor sticht Belgien: Das Land garantiert Selbstständigen ein Mindesteinkommen von rund 1.300 Euro, selbstständigen Eltern rund 1.600 Euro, wenn sie im Zuge der Krise nicht arbeiten können.

Härtefälle abseits von Unternehmern

Nicht nur für EPU, auch für Arbeitnehmer, Erziehende und andere Gruppen ist die Lage ernst und bedarf treffsicherer Unterstützung. So ist beispielsweise das Arbeitslosengeld in Österreich mit 55 Prozent des letzten Nettoeinkommens niedrig. Es soll einen Anreiz schaffen, rasch wieder eine Beschäftigung zu finden. Das Argument mag in Zeiten ohne Pandemie seine Berechtigung haben. Für Menschen, die jedoch unverschuldet im Zuge der Krise ihren Job verloren haben, ist dieses Argument blanker Hohn. Wie man auf solche Härtefälle reagieren kann, zeigt Irland, das ein eigenes, höheres Corona-Arbeitslosengeld eingeführt hat, für alle, die ihren Job im Zuge der Krise verloren haben.

Exit mobile version