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Digitale Talente gewinnen: Die Pharmaindustrie macht es vor

© Bild: Myriams-Fotos auf Pixabay

Gastkommentar von Timm Urschinger, https://LIVEsciences

Ohne digitale Talente geht es in vielen Bereichen nicht mehr. Sie gehören größtenteils zu einer Generation, die Autonomie, Freiheit und selbstorganisierte Arbeitsweisen mehr schätzt als jede andere zuvor. Der Kampf um die Talente ist hart, die Konkurrenz entsprechend groß.

Ausgetragen wird der Wettbewerb vor allem zwischen großen Technologie-Konzernen, namhaften IT-Unternehmen sowie hochinnovativen Start-ups. Sie alle bieten einen Arbeitsplatz, eine Organisationsstruktur und Arbeitsweise, die auf die Bedürfnisse, Anforderungen und Wünsche der digitalen Talente perfekt abgestimmt sind. Allerdings ist es auch der Pharmaindustrie in den letzten Jahren gelungen, ihr Image – in den Augen der jungen Generation – von starren, hierarchischen und traditionellen Organisationen in das eines agilen „Labors“ zu verwandeln. Und das unter schwierigen Voraussetzungen, hat die Branche doch seit längerem mit enormen Herausforderungen zu kämpfen.

Herausforderungen der Pharmaindustrie

Bereitstellung von Real-World-Evidence/Real-World-Data (RWE/RWD) für die Regulierungsbehörden der Länder zum Zwecke des Marktzugangs und der Zulassung neuer Medikamente.
Entwicklung von Medikamenten, die mehr und mehr personalisiert und auf die Behandlung spezifischer Krankheiten ausgerichtet sind. Als repräsentatives Beispiel sei hier die Einführung von CRISPR (Clustered Regularly Interspaced Short Palindromic Repeats) genannt, einer Technologie, die zum Editieren von Genen verwendet werden kann.
Effektivere (durch eine bessere Auswahl von Wirkstoffen in der Pipeline) und effizientere (durch die Gewinnung von Erkenntnissen, wissenschaftlichen Daten und deren Auswertung) Arzneimittelforschung und -entwicklung von der präklinischen Phase bis zur Marktzulassung, um die Kosten zu senken.

Technologisches Wissen nachgefragt

Gefragt ist deshalb bei Bewerbern vor allem technologisches Wissen. Rechnerische, mathematische und statistische Fähigkeiten, einschließlich Vertrautheit mit KI-Vorschriften und Cloud Computing u.a. Darüber hinaus sollten Kandidaten, damit sich vielversprechende Ideen umsetzen lassen, idealerweise über weitere Qualitäten verfügen: einen ausgeprägten Geschäftssinn, eine relevante Mischung aus branchenspezifischem und allgemeinem Wissen sowie eine hohe Affinität gegenüber der digitalen Welt. Was die Denkweise betrifft, so sollten (nicht nur neue) Mitarbeiter eine Leidenschaft für kontinuierliches Lernen und eine grundsätzlich kundenorientierte Einstellung an den Tag legen. Die Frage ist, wie gelingt es, die dafür benötigten digitalen Talente zu finden, einzustellen und langfristig zu begeistern? Schließlich ist die Wechselwilligkeit gerade enorm hoch.

Erfolgreich Neuland betreten

In der Forschungs- und Entwicklungsabteilung eines großen Pharmaunternehmens in Skandinavien beschloss das Team nach einer internen Umstrukturierung, das traditionelle Managementteam in ein Team von dienenden Führungskräften umzuwandeln. Diese sollten sich nur auf die Bereitstellung von strategischer Beratung und die Schaffung guter Bedingungen für die Effizienz des Teams konzentrieren. Das Team selbst hat eine flexible, agile Struktur angenommen, was die Auflösung traditioneller Lenkungsausschüsse (und anderer Ausschüsse) und die Möglichkeit, Forschungsprojekte unabhängig voranzutreiben, zur Folge hatte. Projekte erhielten so flüssiger Ressourcenzuweisungen, was zu einer Verkürzung der Vorlaufzeit von einer Entwicklungsphase zur nächsten geführt hat.

Agile Organisationsmodelle geschaffen

Um überhaupt eine Chance zu haben, die komplexen Probleme der Branche zu bewältigen, waren große Pharmaunternehmen regelrecht gezwungen, agile Organisationsmodelle zu übernehmen. Infolgedessen haben sich ihre Kulturen weiterentwickelt und sie konnten digitalen Talenten genau das bieten, was diese am meisten schätzen: ein Arbeitsumfeld, in dem Entscheidungen von denjenigen getroffen werden, die den Kunden am nächsten stehen, multidisziplinäre Teams, End-to-End-Zuständigkeiten sowie eine verteilte Führung durch rollenbasiertes Arbeiten. Sicher können auch andere Branchen und Unternehmen davon profitieren – vorausgesetzt sie haben den Mut, etwas Neues auszuprobieren!

 

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