Site icon unternehmerweb

U oder V – welche volkswirtschaftliche Zukunft uns erwartet

Corona hat uns aus unseren schönsten wirtschaftlichen Träumen gerissen. Die Allzeithochs an den Börsen, die sich in den letzten Jahren quasi regelmäßig einstellten, könnten Geschichte sein. Auch wenn sich die Geldwirtschaft schon lange von der Realwirtschaft abgekoppelt hat. Deren Phantasien oder Phantastereien, um es böse zu sagen, hängen mittelfristig ebenfalls von U oder V ab. 

U wie Unterbrechung

Donald Trump predigt es, Boris Johnson spekuliert damit und auch Gernot Blümel und unser Bundeskanzler hoffen inständig darauf. Es geht um das V. Oder vielmehr um die Kurve der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung, die sich nach der Coronakrise präsentieren wird. Das V bedeutet: Rascher und drastischer Einschnitt und dann schnelle und kräftige Erholung. Die Talsohle wirkt nur kurz.

V wie Victory

Donald Trump zittert plötzlich um seine Wiederwahl, nicht nur, weil er ein schlechte Figur im Management der Coronakrise gemacht hat, sondern weil er plötzlich vor einem mehr oder minder deutlichen Börseneinbruch, gekoppelt mit einer hohen Arbeitslosigkeit, steht. Er braucht das V, also die schnelle Erholung. Vernichtete Börsenwerte sind genauso Blei in seinen Kampagnen auf der Suche nach großzügigen Spendern, wie eine Massenarbeitslosigkeit. Die betrifft vor allem die weniger privilegierten und jetzt arbeitslosen weißen Wähler, die an ihm zweifeln lassen. Aktuell mehr als 30 Millionen Arbeitslose in den USA sind für ihn eine vernichtende Bilanz. Denn viele dieser Menschen fallen im Herbst aus dem ohnehin schon maroden Sozialsystem. Die werden einen Schuldigen suchen.

Phantasie und Brexit

Boris Johnson träumt vom harten Brexit und hofft auf eine Ende der Unterjochung durch die „verrückte“ EU. Er tut derzeit alles nur menschenmögliche, den harten Brexit Realität werden zu lassen. Nur so stehen seiner Meinung nach dem Vereinigten Königreich Zeit von Milch und Honig bevor. An der Kandare der EU zu bleiben ist ihm völlig denkunmöglich. Und auch Johnson hat im eigentlichen Sinne des Wortes keine gute Figur in der Coronakrise gemacht. Hat er nicht einige Tage auf der Intensivstation verbracht und sein damit einhergehender Plan zur Herdeimmunität ist schon in Ansatz und unter vielen Todesfällen gescheitert. Das Intensivstationsszenario könnte womöglich auch der britischen Wirtschaft drohen, falls keine Einigung mit der EU gefunden werden wird. Da sind sich ziemlich viele Beobachter, nicht nur in Kontinentaleuropa, einig.

Österreich – Shutdown ins U-Szenario?

In Österreich ist die Lage anders. Da gibt sich die Coronakrise in Hinblick auf Tote und Erkrankte moderat. Der totale Shutdown, nach einer Schrecksekunde in Ischgl, aber auch das gut aufgestellte Gesundheitswesen, blenden wir einmal die fehlenden Schutzausrüstungen für fast das gesamte medizinische und pflegerische Personal aus, hat die Katastrophe verhindert. In Österreich könnte sich die Katastrophe auf einer anderen Ebene abspielen, nämlich auf der wirtschaftlichen. Die schnelle Erholung lässt vor allem in Tourismus auf sich warten. Ein Spaziergang durch Wien zeigt, dass die neue Normalität weit anders zu sehen ist als das was uns der Tourismus über die letzten Jahrzehnte an Volkswirtschaftlicher Kraft beschert hat. Aber auch in der Autozulieferindustrie oder in der Flugbranche stottern die Motoren und zwar gewaltig. Beides scheinen Wirtschaftszweige zu sein, die nicht mehr so ganz in die Zeit der heraufziehenden Klimaerhitzung passen.

Wünschen kann man sich viel

Das V, das sich unsere Regierung sehnlich wünscht, könnte auch ein U sein. Ein langer Talboden verbindet die beiden senkrechten Striche. Das dieses U wohl eintritt, dass zeichnet sich in vielen Branchen ab. Einzig die Baubranche scheint derzeit ein wenig Tritt zu fassen. Nicht wenige Ökonomen sehen die größte Wirtschaftskrise seit den 1930er Jahren heraufziehen. Tatsache ist, in Österreich wird mittelfristig jeder siebente oder eventuell fünfte Arbeitsplatz zur Disposition steht. Das hat mit dem Tourismus und Autozulieferindustrie, aber auch mit einem allgemeinen Strukturwandel zu tun. Und eines ist klar, Corona ist noch nicht vorbei, auch wenn Sebastian Kurz die Krise letzte Woche auf Twitter für beendet erklärt hat. Die zweite Welle könnte nicht nur ein Wahlkampfinstrument von ÖVP gegen die SPÖ in der Wien-Wahl sein. Sie könnte uns durchaus in der Realität betreffen. Einen zweiten Shutdown der Wirtschaft wollen wir uns aber nicht vorstellen. U wie Unternehmertum!

U wie Unternehmertum!

Das U ist halt standfester als ein V. Als EPU und KMU heißt es also, jetzt sehr gut über seine Perspektiven für die Zukunft nachzudenken. Eine längere Durststrecke könnte bevorstehen. Und eines zeichnet sich ab, die Globalisierung, wie bisher wird nicht mehr zurückkommen. Das hat nicht nur mit Corona zu tun, sondern mit der Machtpolitik der Führung von China und der Machtpolitik von Donald Trump. Vielleicht ist das ein Ansatz, sich auf die wirtschaftliche neue Normalität einzustellen.  U wie Unternehmertum!     

Exit mobile version