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Die Bundespräsidentschaftskandidaten im Porträt – Teil 2

© 3D-Rendering: www.corporate-interaction.com

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Nachdem im letzten Artikel die Bundespräsidentschaftskandidaten Griss, Van der Bellen und Hundstorfer vorgestellt wurden, nimmt sich dieser Artikel den Kandidaten Andreas Khol und Norbert Hofer an. Und auch Richard Lugner. Er selbst hat zwar keine Chance, Präsident zu werden. Aber für einen der fünf „seriösen“ Kandidaten ist er ein schwerer Klotz am Bein.

Andreas Khol – Der Routinier

Andreas Khol hatte den holprigsten Start von allen. Er läuft von Beginn an einem Rückstand hinterher, den er seiner eigenen Partei zu verdanken hat. Wochenlang wurde Erwin Pröll forciert, alle ÖVP-Landeschefs hatten bereits bekundet, was für einen grandiosen Bundespräsidenten Erwin Pröll abgeben würde. Und dann der Schock. Erwin Pröll will gar nicht. Und plötzlich war klar: Der Kandidat, den die ÖVP ins Rennen schickt, ist bloß zweite Wahl, eine Notlösung, ein Verlegenheitskandidat. Und dieser heißt: Andreas Khol.

Und dennoch.

Seine Chancen in die Stichwahl zu kommen, sind gut. Gründe dafür gibt es einige. Mehr als 2 Millionen Menschen in Österreich sind Pensionisten – das sind über ein Drittel der Wahlberechtigten. Und Khol hat sich als Obmann des Seniorenbundes stets vehement gegen Einschnitte der Pensionen eingesetzt. Das werden die Pensionsbezieher bis zur Wahl nicht vergessen haben. Noch dazu ist er ein ausgesprochen erfahrener Politiker. Er war Nationalratspräsident und langjähriger Klubobmann der ÖVP.

Was Khol Schwierigkeiten bereiten könnte…

Das ist sein wohlverdienter Ruf als erzkonservativer Christ, der ihn zuweilen als strengen Sittenwächter dastehen lässt. Vor 13 Jahren plädierte Kohl noch dafür, das „religiöse Erbe unseres Landes“ in die Verfassung zu schreiben. Das, und die Tatsache, dass er maßgeblich am Schmieden der ersten schwarz-blauen Regierung im Jahr 2000 beteiligt war, wird ihn im Wahlkampf noch verfolgen. Liberale ÖVP-Wähler könnten Griss anstelle von Khol wählen. Vielleicht ist auch Van der Bellen eine Option für sie. „Ich bin wesentlich breiter aufgestellt, als Sie glauben“, sagte Khol vor einigen Wochen. Er wird Mühe haben, das im Wahlkampf zu beweisen.

Norbert Hofer – Der Jungspund

Mit seinen bald 45 Jahren versprüht keiner der Kandidaten so viel jugendlichen Elan, wie Norbert Hofer. Mal abgesehen vom 83-jährigen Richard Lugner, an dessen puerile Ausstrahlung niemand herankommt. Hofer selbst befand sich vor kurzem noch für zu jung, um als Präsident zu kandidieren. Doch er tut es trotzdem. Und immerhin: Sein Alter hebt Hofer von den übrigen Kandidaten ab.

Norbert Hofer ist der einzige Kandidat, der…

…arrivierten Parteien, der klar sagt, er „hätte die Regierung schon vor Monaten entlassen“. Sein Grund: Die Flüchtlingspolitik. Besonders dem Kanzler steht er ablehnend gegenüber. In den letzten Wochen bezeichnete er ihn unter anderem als „Anti-Kreisky“ und meinte: „Faymann ist kein Staatsfreund“. Hofer betreibt Opposition in typischer FPÖ-Manier. Er suggeriert damit, dass wenn er Bundespräsident ist, Faymann als Kanzler abgelöst werde.

Inhaltlich ist der dritte Nationalratspräsident ein Hardliner.

In seinem Auftreten nicht. Anders als Strache und andere in seiner Partei mimt er in Interviews und Reden nicht das polternde Rumpelstilzchen, sondern bleibt in seiner Sprache und Haltung stets besonnen. Dieser äußerliche Kontrast zu Strache verblasst, führt man sich vor Augen, dass das, was Herbert Kickl reimt und Strache poltert mit dem FPÖ-Parteiprogramm übereinstimmt. Und am aktuellen Parteiprogramm der FPÖ hat maßgeblich mitgearbeitet: Norbert Hofer.

Er wird im Wahlkampf wenig auf seine Stärken eingehen. Was Erfahrung und Kontakte im Ausland angeht, ist er dem Großteil seiner Konkurrenz schlicht unterlegen. Hofer wird versuchen, die Wut und Ängste der Bürger für sich zu nutzen. Je dominanter das Flüchtlingsthema im Wahlkampf ist, desto besser wird Hofer abschneiden.

Richard Lugner – Der Kasperl gewinnt immer

Unverblümt und ohne Scham. So kennen wir Richard Lugner. Er ist nicht nur auf den Populismuszug aufgesprungen, er macht auch gleich den Lokführer. Mit Zipfelmütze, versteht sich. Auf seiner Pressekonferenz wettert er gegen alles und jeden. Jedes Amt im ganzen Land sei von Rot und Schwarz besetzt. Daher braucht es seiner Meinung nach einen unabhängigen Bundespräsidenten.

Richard Lugner ist ein Mann klarer Worte.

In diesem Stil tut er auch seine außenpolitischen Ansichten kund: „Europa braucht keine Türkei, keine Ukraine“. Die Sanktionen gegen Russland müssten sofort aufgehoben werden, da diese uns wirtschaftlich schaden. Europa müsse nicht groß sein, sondern funktionieren – und dazu gehöre nun mal, dass man mit der nächstgelegenen Großmacht Russland zusammenarbeitet.

Auch für die nächste Bundesregierung hat Lugner bereits konkrete Pläne.

Er würde einen Mann mit der Regierungsbildung beauftragen, der keinesfalls erneut eine rot-schwarze Regierung installiert. Zudem würde er großen Wert auf „wirtschaftliche Maßnahmen im Regierungsprogramm“ legen. Und auch dazu hat Lugner bereits konkrete Vorstellungen: „Die Politiker müssen bereit sein, zu sagen, schnallen wir den Gürtel enger“, und „Reduzieren wir die Lohnnebenkosten.“ Daher sei ein Bundespräsident notwendig, der aus der Wirtschaft kommt, von der Wirtschaft was versteht. Sein Wahlkampf- sowie Lebensmotto: „Mir schadet gor nix, ich bin der Lugner.“

Der Lugner-Faktor

Eigentlich gibt es keinen logischen Grund, Lugner zu wählen. Mit Hundstorfer und Khol kandidieren zwei Vertreter der Regierungsparteien. Wer wütend ist auf die beiden Regierungsparteien, aber dennoch nicht experimentierfreudig, hat Van der Bellen. Wer einen Grant auf alle Parteien hegt, hat Griss. Und wer sauer ist auf alles und jeden, der hat Hofer.

Dementsprechend geistert Lugner in Umfragen bei wenigen Prozentpunkten herum. Warum ist er trotzdem relevant? Weil diese wenigen Prozentpunkte jemand anderem abgehen. Es gibt fünf Kandidaten, die realistische Chancen haben, Präsident zu werden. Und da wird es am 24. April auf jede Stimme ankommen. Und jemand wie Lugner kann jemandem wie Norbert Hofer um die nötigen Prozentpunkte bringen, die er braucht, um in die Stichwahl zu kommen.

Norbert Hofer ist der Kandidat der Wütenden. Aber diese Wütenden spricht auch Lugner an. Es ist relativ undenkbar, dass Lugner Wähler anspricht, die mit Van der Bellen oder Griss liebäugeln. Auch Hundstorfer und Khol kann er keine Wähler abspenstig machen, weil diese laut Umfragen, kaum welche haben, außer die treusten der treuen Stammwähler ihrer Parteien. Das heißt, Lugner nascht vor allem vom Kuchen des Norbert Hofer und könnte diesen somit um die Teilnahme an der Stichwahl bringen.

 

Teil 1:

Bundespräsidentenwahl: Die Kandidaten im Porträt – Teil 1

 

Quellen:

http://derstandard.at/1189794/Khol-fuer-Gottesbezug-in-Verfassung

http://diepresse.com/home/meinung/kommentare/leitartikel/4902271/Andreas-Khol-der-schwarze-Heinz-Fischer

http://derstandard.at/2000030644191/Hofburg-Kandidat-Norbert-Hofer-Faymann-ist-kein-Staatsfreund

http://derstandard.at/2000030816196/Richard-Lugner-Ich-uebernehme-die-Rolle-des-Kasperls

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