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#BlicküberdenZaun: Wie sicher ist der Standort Österreich?

So sehen internationale Konzerne die Zuverlässigkeit Österreichs

Von Constantin Wollenhaupt

International tätige Unternehmen denken anders als heimische KMU bei Standortfragen. © visual: www.corporate-interaction.com

Standortenscheidungen sind nicht leicht zu treffen. Eine große Menge an Faktoren kommen dort zusammen und je nach Branche sind diese sehr vielfältig. Grundsätzlich lässt sich aber sagen: Es braucht gutes Personal und eine hohe Lebensqualität für die Menschen, eine positive wirtschaftliche Entwicklung, sichere rechtliche und politische Rahmenbedingungen und eine gute Infrastruktur. Vieles davon bietet Österreich, einiges aber nur auf den ersten Blick.

Bei der Lebensqualität punktet Österreich

Nicht nur in den Rankings sondern auch erlebbar, ist nicht nur Wien hier auf den vordersten Rängen im internationalen Vergleich. Die Lebenserhaltungskosten sind hoch aber nicht unleistbar, die Sicherheit ist gewährleistet und die soziale Absicherung lässt einen ruhig schlafen. Die Bildung und damit nachfolgendes Humankapital ist (noch) gesichert – aktuelle Streitereien gefährden das Bild jedoch. Zuletzt wurde im Tech Gate Vienna am Talk Gate Bildung und Forschung mit Hannes Androsch, Staatssekretär Harald Mahrer und Professoren von Wien bis Köln sowie Unternehmern darüber diskutiert. Die Wirtschaft ist sich nicht sicher, ob sie auch in Zukunft noch ausreichend Fachkräfte in Österreich finden kann.

Die politische Lage hinterlässt Zweifel an der Standortsicherheit

Die wirtschaftliche Entwicklung eines Landes hängt stark von den politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen ab. Augenscheinlich gibt es eine funktionierende Sozialpartnerschaft in Österreich. Wer allerdings mit etwas Abstand auf das System blickt (und das tun die internationalen Konzerne bei Standortentscheidungen), der sieht schnell, dass dies ein Scheinsystem ist. Gerade bei der Wirtschaftskammerwahl 2015 versprachen Parteien Entlastungen von Bürokratie und Abgaben, die sie selbst in den letzten Jahrzehnten geschaffen haben. Und wochenlang wird über Tricks bei der Zurechnung von Stimmen und Mandaten gestritten, fast wie in so manchen Krisengebieten geht es da für Außenstehende zu.

Pünktlich nach der Wahl wird ein Belastungspaket für Unternehmen vorgestellt, bei denen eben jene dafür gestimmt haben, die zuvor bei der Wahl dagegen waren. Und zum Schein protestierten am 17. März 2015 vor dem Bundeskanzleramt die Funktionäre des Wirtschaftsbundes gegen Regelungen, die der vom Wirtschaftsbund gestellte Wirtschaftsminister mit Rückenwind der Wirtschaftskammerfunktionäre durchsetzen wird. Die Proteste sind nur scheinbar – da wird sich wahrscheinlich vorher ein guter Polizist – böser Polizist Spiel ausgemacht worden sein. Manche Steuererhöhungen hat die Regierung in Vergangenheit auch rückwirkend beschlossen –wer weiss, was da noch alles kommt.

Kammern: lohnsummenbezogenen Kammerumlage belastet den Faktor Arbeit

Zudem: Eine Kammer, die Abgabensenkungen fordert, dann aber mit der lohnsummenbezogenen Kammerumlage den Faktor Arbeit belastet und mit Stimmen der eigenen Funktionäre im Nationalrat für Steuererhöhungen sowie Streichungen von steuerlichen Vorteilen stimmt, ist keine geeignete Interessensvertretung, die sich internationale Konzerne wünschen.

Standortentscheidungen sind also manchmal doch relativ einfach, oder?

© Bild: HarCon Media & Consulting

Constantin Wollenhaupt, M.A. ist Betriebswirt und Kommunikationsfachmann für Marketing, PR und Stakeholder-Management. Er ist erfahrener Marketing-/Vertriebsleiter und arbeitete sowohl in Familienunternehmen als auch in internationalen Konzernen. Zusammen mit seinem Partner Harald Farkas, B.A. führt er die Marketing- und PR-Agentur HarCon Media & Consulting.

 

 

 

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