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Die Gretchenfrage der Resilienz

Titelbild: Pyrrhos der I. (© gemeinfei; Henry Seutsan)

Agilität, Achtsamkeit, Resilienz, das sind sehr beliebte Buzzwords vieler Berater der letzten beiden Dekaden. Das was dahinter steckt, sind sicherlich denkbare Ansätze, wenn es darum geht, sich in einer Krise weiterzuentwickeln. Herausgreifen möchte ich die Resilienz, denn sie ist praktisch in jeder Betrachtungsweise ein Maß für die Widerstandsfähigkeit eines Systems.

Wikipedia sagt uns: Resilienz (von lateinisch resilire „zurückspringen, abprallen“) steht für:

Dynamische Systeme

Wichtig ist zu bedenken, dass sich der Begriff in jedem Fall auf ein dynamisches System und nicht auf eine Einzelkomponente bezieht. Ich kann zwar als System Mensch eine Resilienz in Bezug auf Umweltfaktoren besitzen, das ist jedoch keine einzelne Eigenschaft an mir, die trainiert werden kann. Etwas wegzustecken, das ist eine vielschichte Aufgabe für Körper und Geist. Und fürs Unternehmen gilt: Die Resilienz ist eine Eigenschaft, die im Mitarbeiterteam entsteht und die ebenfalls vielschichtig ist. Ein gut eingespieltes Team kann, muss jedoch nicht auf Krisen gut reagieren. Vor allem erfolgsverwöhnte Teams haben meiner Erfahrung nach in Krisen oft schwerwiegende Probleme, diese zu bewältigen.

Noch immer in Shutdown

Eines soll gesagt werden. Für viele Unternehmen verlangt die Coronakrise das ab, was bisher noch nie auf der Tagesordnung stand: nämlich die totale Katastrophe in einem Kontext, der völlig unberechenbar geworden ist. Mit dem Fortschreiten der Krise rückt das Ende in immer weitere Entfernung. Hier ein paar Beispiele, um das zu verdeutlichen:  88% Prozent betrug der Rückgang bei den Städtetouristen in Wien, 35% war der Einnahmenentfall der Städte und Gemeinden aus der laufenden Umlage im Mai. Für viele in der Eventbranche, wie zum Beispiel Clubbetreiber, ist immer noch Shutdown. Die ÖMV bilanziert zum ersten Mal negativ und der Ölpreis dümpelt bei 40 $ das Fass herum, während die amerikanische Frackingindustrie auf breiter Front dicht macht. Schiefergas ist fast unverkäuflich geworden.

Kooperation in alle Richtungen

Wenn Sie zu einer der genannten Gruppen gehören, dann müssen Sie fast zwangsläufig damit rechnen, dass nichts mehr so sein wird wie bisher. Doch wie kann man damit umgehen? Da Resilienz eine Eigenschaft von dynamischen Systemen ist, ist Kooperation und Vernetzung ein wichtiger Faktor. Ein einzelner Akteur kann wenig ausrichten, viele Akteure, die miteinander kooperieren, sind in den meisten Fällen zu Resultaten fähig, die weit über der Leistungsfähigkeit des Einzelnen liegen. Gerade in einer Zeit, in der die Rahmenbedingungen sehr unklar sind, ist eine breite Basis für die zukünftige Planung und das weitere Vorgehen ein Vorteil. Denken Sie dabei aber nicht nur an Mitbewerber oder Kunden, sondern betrachten Sie die ganzen Wertschöpfungsketten, nämlich die in Ihren Geschäftsfeldern und die Ihrer Kunden. Vermutlich wird nicht überall alles still stehen und mit etwas Glück und viel Akribie entdecken Sie die Nische, in der eine möglicher Krisengewinn versteckt sein könnte.

Noch so ein Sieg und wir sind verloren.

Sich dann dort zu versuchen ist auf jeden Fall besser als nichts zu tun oder abzuwarten. Auch wenn man Krisen aussitzen kann, bei Corona könnte es gefährlich lange gehen und es ist damit zu rechnen, dass einige Branchen einfach nicht mehr in großem Umfang gebraucht werden. Der klassische Tourismus wird wohl einen radikalen Wandel erfahren, das zeigt uns dieser Tage das Beispiel St. Wolfgang. In einem solchen Fall wäre weitreichende Kooperation angesagt, auch wenn es dabei einzelne verheerend treffen kann. Das ist aber immer noch besser als den ganzen österreichischen Tourismus für einen winzigen Erfolg zu opfern. Wie sagte schon Pyrrhos: Noch so ein Sieg und wir sind verloren.

Lassen Sie es also nicht so weit kommen und schauen Sie, dass sie Teil eines Systems mit einem hohen Maß an Resilienz werden. Das ist keine individuelle Überlebensgarantie, aber eine mögliche tragfähige Ausgangsbasis, die möglicherweise lang dauernde Krise zu überstehen.

 

 

 

 

 

 

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