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Neue Fähigkeiten im Lockdown? – 5 Tipps wie es klappt

Gastbeitrag

Sprachlern-Apps, Webinare und Online-Coaches: Die Möglichkeiten, sich im Lockdown weiterzubilden, sind riesig. Doch wie wählt man die richtigen Angebote aus und wie lernt man wirklich effektiv Neues? Wie überwindet man den inneren Schweinehund und schaltet Ablenkungen aus? Jenny Gruner, Director Digital Marketing bei Hapag-Lloyd, hat sich im Zuge der digitalen Transformation des Schifffahrtskonzerns Gedanken gemacht, welche Einstellungen und Eigenschaften künftig zum Erfolg führen und wie sich diese am besten erlernen lassen. Zusammengestellt hat sie fünf konkrete Tipps.

Die unbegrenzten Möglichkeiten nutzen

Trotz Lockdown ist es nicht immer einfach, das Lernprojekt auch wirklich zu starten. Denn schnell hat man sich beruflich und privat wieder einen Haufen anderer Dinge vorgenommen. Wichtig ist es daher, regelmäßig eine sogenannte Fokuszeit einzuplanen, in der man sich ganz gezielt dem Erlernen der neuen Fähigkeit widmet. In dieser Zeit sollte man konsequent alle Ablenkungen ausblenden, denn nur wer sich ausschließlich auf eine Tätigkeit konzentriert, kann tief genug einsteigen, um in den Flow zu kommen – den Zustand, in dem wir selbstvergessen und nahezu mühelos lernen. Ebenso sinnvoll ist es jedoch auch, flexibel zu sein und zum Beispiel Wartezeiten für kleine Lerneinheiten zu nutzen. Gerade beim orts- und zeitunabhängigen Online-Lernen mit dem Laptop oder Smartphone bietet sich das besonders an.

Lernen, was Spaß macht und weiterbringt

Lifelong Learning beschreibt die Bereitschaft, sich sein Leben lang auch außerhalb von Schule und Universität weiterzubilden. Es geht dabei um die persönliche und vor allem selbst gewählte Weiterentwicklung. Dafür ist es wichtig, dass wir unsere Neugier nicht verlieren. Das fängt bereits bei der Freude daran an, ein neues Gericht zu kochen, im Urlaub eine neue Kultur kennenzulernen oder eine neue Sportart auszuprobieren. Dasselbe gilt für den Beruf: das Interesse, eine weitere Fremdsprache zu erlernen, die Beschäftigung mit neuen digitalen Anwendungen oder Technologien, das Hören von Podcasts und das Lesen themenspezifischer Fachbücher. Sinnvoll kann es natürlich auch sein, sich zu überlegen, welche neuen Fähigkeiten wichtig sind, um  den nächsten Karriereschritt zu machen oder das eigene Aufgabengebiet zukunftsweisend zu erweitern. Auch das Erlernen von Techniken zur Selbstführung und Selbstorganisation kann dabei helfen, in Zeiten der Krise und des schnellen Wandels die Übersicht zu behalten.

Unterstützung organisieren

Gemeinsam mit anderen lernt es sich leichter, weil man nicht – wie im Lockdown ohnehin häufiger als sonst – allein vor sich hinbrütet, sondern sich gegenseitig hilft, anspornt und motiviert. Besonders effektiv und strukturiert lässt sich diese Erkenntnis mit der Methode Working Out Loud, die von John Stepper entwickelt wurde, umsetzen. Auch viele große Unternehmen haben diese zur Förderung der Lernbereitschaft ihrer Mitarbeiter bereits entdeckt. Dabei bilden vier bis fünf Personen für zwölf Wochen einen Circle (Lerngruppe), in dem jeder sein persönliches Lernziel definiert und verfolgt. Bei den gemeinsamen (Online-)Treffen tauschen sich die Mitglieder über ihre Fortschritte und Erfahrungen aus. Dabei gelten ganz ausdrücklich wertvolle Grundsätze wie gegenseitige Wertschätzung und großzügiges Teilen von Wissen. Weitere Möglichkeiten, um sich Denkanstöße und neue Ideen von außen zu verschaffen beziehungsweise andere zum Mitmachen zu animieren: eine Book- oder auch Meditations-Challenge ins Leben rufen, etwa 52 Bücher im Jahr lesen oder jeden Tag meditieren und darüber in einem sozialen Netzwerk berichten. Oder: die gewonnenen Erkenntnisse für Freunde und/oder Kollegen in einem Webinar vorstellen.

Die innere Einstellung prüfen

Ob man eine neue Fähigkeit eher spielerisch erlernt oder ob man im Gegenteil schon bei kleineren Rückschlägen frustriert ist und die Lust verliert, hat viel mit der inneren Einstellung zu tun. Konkret ist beim Lernen ein sogenanntes Growth Mindset gefragt. Menschen, die darüber verfügen, sind fest davon überzeugt, dass sie ihre Fähigkeiten weiterentwickeln können. Fehler sehen sie als Möglichkeit, etwas Neues auszuprobieren und sich zu verbessern. Das Growth Mindset ist das Gegenteil von einem Fixed Mindset, das beinhaltet, dass Fähigkeiten stark vom Talent abhängen und damit begrenzt sind. Genau dies wirkt sich kontraproduktiv auf den Lernerfolg aus.

Wer also bemerkt, dass er beim Lernen schnell die Lust verliert, sollte sich selbst genauer beobachten und sich fragen: Wie reagiere ich, wenn etwas nicht auf Anhieb klappt? Wie rede ich in diesen Momenten mit mir selbst? Ermutige ich mich oder bin ich ungeduldig und demotiviere mich gar selbst mit Aussagen wie „Das schaffst Du ja nie!“ oder „Andere können das viel besser!“. Die Forschungen zum Thema Growth Mindset haben übrigens in einer Schule ihren Anfang genommen. Carol Dweck, eine amerikanische Wissenschaftlerin, wunderte sich bei einem Experiment über Schüler, die angesichts unlösbarer Aufgaben nicht etwa frustriert waren, sondern stattdessen sagten: „Ich liebe knifflige Rätsel.“ Oder: „Wissen Sie, genau das hatte ich gehofft: dass ich hier was lerne.“ Das Gute daran: Eine solche Einstellung, die diese Kinder besonders erfolgreich machte, kann man sich mit etwas Übung und Geduld auch noch später im Leben aneignen.

Jenny Gruner ist Director Digital Marketing bei Hapag-Lloyd (© Bild: privat)

 

 

 

 

 

 

 

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