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Sharing Mobility: Erfolg oder Reinfall?

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© 3D-Rendering: www.corporate-interaction.com

Angefangen hat es in den 1960er Jahren mit Mähdreschern und anderen landwirtschaftlichen Fahrzeugen, die via Maschinenring getauscht und gemeinsam benutzt wurden. Nun sind es auch Autos, Fahrräder, E-Mopeds und E-Roller. Die Sharing Mobility ist zurzeit ein Hype. Viele Start-ups glauben an ihre Chance. Doch nicht alles klappt, wie die zahlreichen Fahrradfriedhöfe, voll mit gelben Billigbikes aus Asien beweisen.

Carsharing: Werden die Autos dadurch weniger?

Die Idee ist einfach und logisch. Haben wir ein Auto, benutzen wir es pro Tag oft nur für ein bis zwei Stunden, und die restliche Zeit steht es herum. Durch Carsharing sollte es gelingen, dass Menschen vor allem in urbanen Gegenden auf ein eigenes Auto verzichten und stattdessen Car2go oder andere Anbieter nutzen, um ein Auto für eine Wegstrecke zu „mieten“.

Doch eine Studie des Öko-Instituts Freiburg und des Instituts für sozial-ökologische Forschung in Frankfurt zeigt ein anderes Bild der Wirkung von Carsharing. In dieser Studie wurden Nutzer von Car2go über einen Zeitraum von zwei Jahren zu ihrem Mobilitätsverhalten befragt. Ein Ergebnis: Im Laufe dieser zwei Jahre kauften Nutzer von Car2go eher ein eigenes Auto, als Leute, die kein Carsharing nutzten. Carsharing ist demnach eine Einstiegsdroge in den Automobilitätsverkehr. Auch verzichtet kaum ein Nutzer auf den Besitz des eigenen Autos, sofern bereits eines vorhanden war. Carsharing sorgt also nicht für weniger Autos, sondern tendenziell für mehr.

Eine zweite bittere Erkenntnis der Studie: Carsharing ersetzt Wege, die sonst mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder zu Fuß zurückgelegt würden. Damit trägt Carsharing effektiv zu einer schlechteren Ökobilanz bei. Es ist wie mit Elektroautos, die laut einer Studie in Norwegen ebenfalls eher öffentliche Verkehrsmittel ersetzen, als diesel- oder benzinangetriebene Fahrzeuge. Das Mobilitätsangebot abseits des eigenen Autos ist die eine Sache, doch die Wirkung auf das tatsächliche Verkehrsverhalten der Menschen ist eine andere und vor allem eine andere, als zuvor gedacht.

Asiatische Billigfahrräder als Ärgernis

Mit Schaudern erinnern wir uns an die gelben Billigfahrräder aus China, die Monate lang in Wien überall dort zu finden waren, wo Fahrräder nicht sein sollten: Stehend mitten am Gehweg, liegend in der U-Bahnstation, und schwimmend im Donaukanal. Es war ein kurzer Hype, den das asiatische Start-up „Ofo“ auslöste, gefolgt von viel Ärgernis. Nun aber ist der Schrecken vorbei. „Ofo“ sowie „Obike“, welches nach demselben Prinzip wirtschaftete, sind in Wien mittlerweile Geschichte.

Das Scheitern dieser zwei Unternehmen als Reinfall der Sharing Mobility zu deuten, wäre jedoch voreilig. Erstens können die „Citybikes Wien“ als langjähriger Erfolg gesehen werden. Zweitens umfasst die Sharing Mobility mehr als nur Fahrräder. Autos werden seit Jahren geteilt. Neu sind E-Mopeds und E-Roller.

E-Mopeds und E-Roller

Carsharing ist etabliert, wenn auch nicht hilfreich für eine positive Ökobilanz. Bikesharing ist seit fast zehn Jahren fixer Bestandteil ist Städten und zeitweise ein Reinfall. Im Trend liegen zurzeit E-Mopeds und E-Roller. Mehr als ein Start-up sieht hier eine potentielle Lücke, die es versucht zu füllen. Doch nicht nur Start-ups, auch gestandene Unternehmen, wie der ÖAMTC, der seit Ende August mit 150 E-Mopeds namens „Easy Way“ in Wien umherfahren lässt, mischen mit.

Ebenfalls neu sind Tretroller mit Elektromotoren vom Start-up „Lime“, die für 15 Cent in der Minute ausgeborgt werden und egal an welcher Stelle wieder abgestellt werden können. Es bleibt zu hoffen, dass dieses freie Abstellen besser funktioniert, als bei den gelben Chinadrahteseln. Ob E-Roller und E-Mopeds nur ein kurzweiliger Hype sind oder sich etablieren, und wie sie das Verkehrsverhalten der Menschen beeinflussen, ist freilich noch nicht zu sagen. Man darf gespannt sein.

Quellen:

https://www.isoe.de/fileadmin/redaktion/Projekte/share/share_Endbericht.pdf

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