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Ist Elektromobilität der heilige Gral?

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© 3D-Rendering: www.corporate-interaction.com

Die Zukunft der Mobilität sind Elektrofahrzeuge. Daran gibt es kaum Zweifel. Busse, LKWs, Autos, Mopeds: Alles soll nur ohne Emissionsausstoß fahren und alles wird gut. Doch das ist nur die eine Seite der Medaille, die zugegebenermaßen sehr hell leuchtet. Es gibt jedoch andere Herausforderungen im Verkehr, die durch Elektromobilität nicht angegangen werden.

Förderungen für Elektroautos

Ja, Elektromobilität kann wesentlich dazu beitragen, dass Österreich sowie Europa ihre klimapolitischen Ziele erreichen. Grund genug für Österreich ein Aktionspaket zur Förderung der Elektromobilität zur erlassen. Seit 2017 gibt es eine staatliche Förderung für E-Busse und E-Nutzfahrzeuge, die vor allem für Unternehmen attraktiv erscheint.

Solche Förderungen sind sinnvoll. Jedes Elektrofahrzeug, das ein mit Diesel oder Benzin betriebenes Gefährt ersetzen kann, ist förderwürdig. Durch die rosarote Brille sollte man den Elektromotor dennoch nicht sehen. Es gibt viele Missstände in Umwelt und im Verkehr, die dadurch nicht beseitigt werden und auch einige neue Probleme.

Elektromobilität schafft Abhängigkeit

Elektromotoren beinhalten in der Regel Metalle der Seltenen Erden. Diese sind – wie der Name offenbart – selten. Derweil lohnt sich deren Abbau nur in wenigen Regionen auf der Welt. Mehr als 90% aller Seltenen Erden werden in China abgebaut. Das ist ein interessanter Faktor: Ein Argument für den Verzicht auf Erdöl und Erdgas ist, die Abhängigkeit von Importen aus dem Ausland zu verringern. Stattdessen würde eine auf Seltene Erden aufgebaute Elektromobilität eine weltweite Abhängigkeit von nur einem einzigen Land zur Folge haben.

Elektromobilität ist nicht umweltschonend

Hinzu kommt der Umweltaspekt. Zwar stoßen Elektroautos keine Treibhausgase aus. Doch der Abbau von Seltenen Erden ist auch kein Kinkerlitzchen. Und ja, es gibt Automobilhersteller, die ohne Seltene Erden auskommen. Tesla gehört dazu. Tesla verwendet für ihre Wagen samt Elektromotor keinerlei Metalle der Seltenen Erden. Was Tesla sehr wohl verwendet, ist Lithium. Es wird aus Salzwüsten in Bolivien gewonnen. Und dessen Abbau ist konzentriert auf wenige Regionen und belastet die Umwelt. Zudem ist auch Lithium ein endlicher Rohstoff.

Sauberer Verkehr dank Elektroautos?

Wie wirken sich Elektroautos auf den Verkehr aus? Wie wirken sie sich auf die Mobilität aus? Um diese Frage zu beantworten, muss man den Blick in Länder werfen, in denen das Elektroauto bereits fester Bestandteil des Verkehrs ist. Norwegen ist so ein Land. Dort ist jeder fünfte Neuwagen ein Elektroauto. Das hört sich im ersten Moment großartig an. Man könnte meinen: Viele saubere Elektroautos vertreiben die alten Diesel und Benziner von der Straße. Doch das stimmt nicht. In 60% der Fälle in ein Elektroauto ein zusätzliches Auto.

Das heißt: Elektroautos werden noch nicht als vollwertiger Ersatz für einen Wagen mit Verbrennungsmotor gesehen. Viel eher fungieren Elektroautos als Zweitwagen für Gutverdienende. Wenn also Elektroautos keine Benziner und Diesel ersetzen – was ersetzen sie dann? Die Antwort: Den öffentlichen Verkehr. Nach der Anschaffung eines Elektroautos stiegen die mit einem PKW gefahrenen Wege in die Arbeit von 65% auf 83%. Und die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel sank von 23% der Arbeitswege auf 4%. Das ist ein Rückgang für den öffentlichen Nahverkehr von 82%.

Elektroauto als Ersatz des öffentlichen Nahverkehrs

Diese Zahlen sind bemerkenswert. In Norwegen ersetzt das Elektroauto nicht den alten emissionslastigen PKW, sondern eher den öffentlichen Verkehr. Das ist ein überraschender Rebound-Effekt. Auch durch die hohen Anschaffungskosten für ein vermeintlich umweltschonendes Gefährt, fuhren viele mit reinem Gewissen Auto statt öffentlich. Allerdings ist dieser Effekt nicht alleine auf die Mentalität zu schieben. Die ökonomische Logik führt zu demselben Schluss. Ein herkömmliches benzinbetriebenes Auto hat niedrigere Fixkosten (Anschaffungskosten) und höhere Betriebskosten (Benzinpreis). Ein Elektroauto hat hohe Fixkosten aber niedrigere Betriebskosten (Strompreis pro Kilowattstunde). Das heißt: Wer sich ein Elektroauto angeschafft hat, nutzt es billiger und damit häufiger.

Fazit

Natürlich sind weder die Zahlen noch die Entwicklung auf Österreich umzumünzen. In Norwegen ersetzen Elektroautos nicht die alten Benziner und Diesel. Sie ersetzen den öffentlichen Nahverkehr. In Österreich ist das nicht in der Größenordnung anzunehmen, da hier – und vor allem in Wien – der öffentliche Nahverkehr gut funktioniert. Aber eines zeigt sich deutlich: Egal welchen Antrieb die Fahrzeuge haben – weniger werden es wohl nicht werden.

 

Quellen:

http://www.upi-institut.de/UPI79_Elektroautos.pdf

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