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Das Büro von morgen ist überall

Innenraum fl

Neues Arbeiten: Dieses Thema ist in aller Munde und meint eigentlich eine ordentliche Revolution. Denn hier geht es nicht bloß um die Veränderung klassischer Büros, sondern auch um einen neuen Managementstil.

Ein Empfangsraum mit einer lebenden Pflanzenwand, eine Rutsche neben der Stiege und ein Besprechungszimmer im meditativen Asia-Stil: Was vor wenigen Jahren noch als absurde Vision abgetan wurde, ist heute bereits gebautes Büro. Im Headquarter von Microsoft Österreich, im EURO PLAZA Business Park, findet man all diese Dinge. Auch die Arbeitsräume von teamgnesda sehen so aus. „Bei uns kann jeder Mitarbeiter jeden Tag aussuchen, wo er sitzen will – je nach seiner Tätigkeit“, erzählt Eigentümer Andreas Gnesda. Die einen haben es sich in dem britischen Kaminzimmer mit schweren Lederfauteuils bequem gemacht, die anderen besprechen im eigenen Kaffeehaus. Im „Bergzimmer“ ist hingegen Ruhe angesagt; auf den rustikalen Holzbänken lassen sich hervorragend Visionen entwickeln, während der Blick über die 360-Grad-Bergtapete wandert. Aber: Kann man hier auch effizient sein?

„Produktiver als anderswo“, ist Gnesda überzeugt. „Aber das geht nur, wenn die Unternehmenskultur und der Managementstil entsprechend sind“, streicht der Büroexperte heraus. Chefs müssen bereit sein, Verantwortung an die Mitarbeiter zu delegieren. Es gehe um Vertrauen und um Ergebnisse, nicht darum, möglichst viel Zeit im Büro abzusitzen.

In die gleiche Kerbe schlägt Claudia Pichler vom Bürovermittler BAR. „Ein guter Büromakler analysiert zuerst die Bedürfnisse des Unternehmens. Manche passen vielleicht in ein serviciertes Business Center, wie sie in letzter Zeit immer häufiger werden. Andere brauchen eine Kombination mit Lagerflächen oder besonders viele Besprechungsräume. Jedenfalls bemerken wir, dass sich die einzelnen Plätze des Arbeitens – Büro, Kaffeehaus, Hotel oder Zuhause – immer mehr vermischen.“

Für das schnelle Arbeiten zwischendurch hat der Büro-Betreiber Neno eine revolutionäre Idee vorgestellt: Erstens, weil es in den Neno-Standorten ähnlich wie bei Co-Working-Spaces frei nutzbare Flächen gibt. Man kommt und geht, wann man will und zahlt minutengenaue Tarife. Zweitens will Neno dieses Betreibersystem nun auch anderen anbieten. Damit könnte so mancher Leerstand sinnvoll überwunden werden.

Auch wenn mittlerweile einzelne Bauträger im mehrgeschossigen Wohnbau auf den Trend, dass immer mehr Menschen auch von zuhause professionell Arbeiten wollen, reagieren und individuell zubuchbare Arbeitszimmer mitplanen – noch ist diese Tendenz des neuen Arbeitens nicht wirklich im Wohnbau angekommen. Innovativ ist da der Softwarepark Hagenberg in Oberösterreich. Schon 2007 hatte man hier links vom Gang Büros, rechts davon Wohnungen gebaut. Wegen der hohen Nachfrage werden die Wohnungen aber nicht ausschließlich an Start-up-Mitarbeiter vermietet, sondern sind auch am freien Markt erhältlich.

Ob man Wohnen und Arbeiten wirklich an einem Ort verbinden will, darüber scheiden sich die Geister. „Homeworking ist ein organisches und kommunikatives bzw. persönliches Thema und eine Arbeitsweise von vielen in unserer Informationsgesellschaft“, meint Franz Gruber vom Architekturbüro BEHF. Je nach Lebensstil und Managementkultur werden wir also unsere Arbeit in Zukunft in mehr oder weniger büroartigen Räumen erledigen. Fest steht: Es wird jedenfalls bunter!

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