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Wenn die persönliche Kommunikation ausbleibt

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Sie kommen in das Foyer einer Bank, die Selbstbedienungsgeräte werden immer mehr, immer öfter findet man sich schwer zurecht. Die gesamte Filiale ein Großraumbüro. Oft ist weit und breit kein Bankberater zu sehen oder die wenigen Bankberater, die es noch gibt, besprechen die Anliegen der Kunden nicht diskret hinter verschlossenen Türen , sondern jeder, der sich in der Bankfiliale befindet, kann gut zuhören. Mittlerweile gibt es auch Bankinstitute wo der Kunde wie bei einem Amt eine Nummer zieht und wartet, bis er für seine Wünsche aufgerufen wird.

Alle 4 Monate ein neuer Kundenberater

Bankkunden werden mit unpersönlichen Briefen in sehr kurzen Intervallen informiert, dass sie einen neuen Kundenbetreuer haben. Oft wird mir von Kunden erzählt, dass sie alle 4 Monate einen neuen Kundenberater zugewiesen bekommen. Bankgeschäfte werden immer häufiger online erledigt. Es stellt sich die Frage, werden Bankberater überhaupt noch gebraucht?

Die Flucht zu Online Banken

Immer mehr Bankkunden „flüchten“ zu reinen Online Banken, wie IngDiba, Hello Bank, easy Bank, weil dort Girokonten unentgeltlich sind. Wozu soll der Kunde noch Kontoführungsentgelte, Buchungszeilen usw. bezahlen, wenn er sich sowieso alles selber online macht.

Der Riskmanager entscheidet

Bei Kreditvergaben nimmt der persönliche Bankberater zwar den Finanzstatus des Kunden auf, entschieden wird die Kreditvergabe aber beim Riskmanager, den der Kunde nie zu Gesicht bekommt. Riskmanager treffen Ihre Entscheidung am Bildschirm nach dem sogenannten Rating, wobei jede Bank sein eigenes Rating hat. Der Kunde als Mensch spielt keine Rolle mehr. Es geht nur um Kreditwürdigkeit und Kreditfähigkeit. Ein persönliches Kennenlernen , um die Kreditsituation besser einschätzen zu können, zählt nicht.

Beratung ist rar

Aus der Versicherungsbranche erzählen mir Kunden sehr oft, dass ihr Versicherungsberater sich nur dann meldet, wenn es um einen neuen Geschäftsabschluss geht. Jahrelang sieht, hört und liest der Kunde nichts. Die diversen Online Portale für Versicherungslösungen, wie durchblicker.at uvm. freuen sich immer größerer Beliebtheit, doch sind auch viele Kunden unheimlich verärgert, wenn ihnen dann seitens der online abgeschlossenen Lösung beim jeweiligen Versicherer kein Berater und somit kein persönlicher Kontakt im Schadensfall zur Verfügung steht.

Beratung braucht Zeit

Beratungsgespräche sind in der Regel, wenn man sie als Berater wirklich seriös durchführt, sehr zeitintensiv. Die Aufbereitungen wie Versicherungsvergleiche, Kreditprojekte, Leasingvergleiche passiert nicht wie von Kunden angenommen auf Knopfdruck. Durch die Regulatoren, die jedes Jahr immer mehr werden, steigt der administrative Aufwand enorm.

Zeit ist Geld

Kunden fordern, dass Finanzdienstleistungsprodukte keine Kosten verursachen, wollen aber intensive Beratung und laufende Betreuung. Der Berater in finanziellen Angelegenheiten soll sofort bereit stehen und das Problem lösen. Jetzt sofort ist das Motto des Kunden!

Die Mehrheit der Konsumenten sind aber nicht bereit für Finanzberatung zu bezahlen. Seit Jahren wird in der Finanzbranche über Honorar bzw. Provisionsberatung diskutiert. Österreich ist offensichtlich für die Honorarberatung noch nicht bereit. Selbstverständlich ist es bei einem Anwalt, Steuerberater oder Privatarzt die Beratung zu bezahlen, in der Finanzbranche ist das aber verpönt. Wie soll sich aber die Branche finanzieren, wenn die Kosten in den vermittelten Finanzlösungen entfallen sollen?

Die gesamte Finanzbranche ist im Umbruch und es wird spannend zu sehen, wohin sie geht.

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