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Der europäische Strommarkt

Bild: Pixabay

 

War der Strommarkt im vergangenen Jahrhundert generell noch national geregelt, so hat sich dies mit der Stärkung der EU in den letzten Jahrzehnten stark geändert. Und dennoch zahlen Bürger in den verschiedenen Ländern der EU unterschiedlich hohe Strompreise. Das hängt damit zusammen, dass die Bürger in den einzelnen Staaten unterschiedlich hohe Steuern, Abgaben und Umlagen zahlen. In Deutschland kassiert der Staat zum Beispiel die Hälfte der Stromkosten über diese Posten ein. In anderen Ländern hingegen wird der Strom generell billiger. Ein weiterer Grund für die hohen Stromkosten in bestimmten Ländern, vor allem in Deutschland, ist der geringer werdende Anteil von Kohle- und Kernkraftwerken bei der Stromerzeugung. Die Frage, ob sich Europa selbst mit Strom versorgen kann, lässt sich laut einer Studie des Instituts für transformative Nachhaltigkeitsforschung (IASS) in Potsdam generell mit „ja“ beantworten. Dem Institut zufolge, ist in den meisten Regionen Europas ein hohes Potenzial an Fotovoltaik und Windenergie vorhanden, die den Strombedarf abdecken. Ausnahmen sind stark besiedelte Ballungsräume.

 

Wie funktioniert der Strommarkt in Europa?

Quelle: Pixabay von Gerd Altmann

Im Allgemeinen funktioniert der europäische Strommarkt nach dem Angebots- und Nachfrageprinzip. Ein nationaler Stromhändler kauft dabei Strom an einer europäischen Strombörse. Die Nachfrage führt dazu, dass der entsprechende Stromerzeuger Strom je nach Auftrag produziert. Die produzierte Energie wird in das Netz eingespeist und durch die Betreibergesellschaften zum Verbraucher weitergeleitet. Strompreise gestalten sich einerseits danach, auf welche Art und Weise Strom gewonnen wird. Das kann Wasserkraft, Atomkraft etc. sein. Andererseits kommt es darauf an, ob der Energieversorger selbst Stromerzeuger ist oder nur als Zwischenhändler auftritt.

 

Was ist eine Strombörse?

Im Grunde funktionieren Strombörsen nach demselben Prinzip wie Wertpapierbörsen. Mit der Ausnahme, dass Strombörsen auf den Handel mit elektrischer Energie spezialisiert sind. In Europa gibt es gleich mehrere Strombörsen, darunter: Amsterdam Power Exchange, Niederlande, Belpex, Belgien, BSP Southpool, Slowenien, Serbien, Mazedonien und EPEX SPOT für die Länder Deutschland, Frankreich, Österreich und die Schweiz. Es lässt sich dennoch herausstellen, dass der Handel über die Strombörsen weitaus sicherer ist. So werden beim Börsenhandel mit Energie sogenannte Kontrahentenrisiken nahezu ausgeschlossen. Bei der sogenannten „Direktvermarktung“ übertragen Energieerzeuger den Börsenhandel an „Direktvermarkter“. Dafür erhalten diese eine Provision.

 

Wer kauft an der Strombörse?

Generell sind an Strombörsen nur Unternehmen tätig, darunter Energiekonzerne, Stromanbieter und Großabnehmer. Private Anleger und Investoren sind dabei im Regelfall ausgeschlossen. An der Leipziger EEX beispielsweise kommen nationale und internationale Stromanbieter und Energienachfrager zusammen. Kraftwerke und Windparkbetreiber einerseits und Energieversorger, Finanzinstitute und Industriebetriebe andererseits handeln auf der Basis des Angebot- und Nachfrageprinzips die Preise für Megawattstunden über einen festgelegten Lieferzeitrahmen auf Großhandelsebene aus. Alle Teilnehmer am Strombörsenhandel müssen zugelassen sein.
EEX selbst ist eine reine Handelsplattform, auf der die Teilnehmer Energie handeln. EEX kauft weder Strom ein, noch verkauft die Handelsplattform Strom. Es gibt jedoch zwei unterschiedliche Energiemärkte: den Spotmarkt und den Terminmarkt. Während beim Handel auf dem Spotmarkt schon nach wenigen Tagen das Geschäft abgeschlossen wird, werden auf dem Terminmarkt die Vereinbarungen zu einem späteren Zeitpunkt erfüllt. Steigt die Stromnachfrage zum Beispiel in der kalten Jahreszeit, steigen die Preise automatisch. Ein umgekehrtes Verhältnis lässt sich in der warmen Jahreszeit beobachten. Doch auch in sehr heißen Sommern kann die Nachfrage nach Strom, zum Beispiel bedingt durch eine höhere Nutzung von Kühlgeräten oder Pools, steigen.

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